• Der Antoinismus (Obermosel-Zeitung, 9. Februar 1924)(eluxemburgensia.lu)

    Der Antoinismus (Obermosel-Zeitung, 9. Februar 1924)(eluxemburgensia.lu)

    Der Antoinismus.

        Louis Antoine genannt der Heiler, le guérisseur, ist in Belgien ein berühmter Mann geworden. Er behauptet ein Allheilmittel gefunden zu haben für sämtliche Leiden des Körpers und der Seele. Kein Wunder, daß sein Name bald weit über die Grenzen seines Landes hinausgedrungen ist, und daß der Antoinismus sogar im stillen Sauertal Jünger gefunden hat. Eben aus diesem Grunde ist es interessant genug, die Geburt und den Werdegang des neuen Evangeliums nach den vorhandenen Quellen, sowie nach den Schriften des Urhebers selbst näher zu beleuchten. (Kervin, Révélations sur Antoine le Guérisseur, Bruxelles, 1911. – Trib. apol. II. No.35 ss. La doctrine de l'Antoinisme. Belville Jean, Un thaumaturge belge.)

        Damit nicht später verschiedene Städte sich den Ruhm streitig machen die Wiege Antoines gewesen zu sein, sei vorausgeschickt, daß Louis Antoine zu Mons-Crotteux im Jahre 1846 geboren wurde. Als Sohn eines Bergmannes stieg er im Alter von 12 Jahren selbst in die dunkle Tiefe zur Arbeit hinab.
        Dann wurde er Eisenbahnarbeiter und bereiste Deutschland. Keine besondere Begabung, keine auffallende Begebenheit ließen auf seine spätere Berufung schließen. Er heiratete, seine Frau gebar ihm einen Sohn, er selbst litt an Magenbeschwerden. Treuer Katholik blieb er bis zu seinem 42. Jahre.
    Einer seiner Jünger schreibt: « Il aimait à se recueillir profondément et à élever son coeur vers Dieu. »
        Ende der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts erwachte der Spiritismus in verschiedenen Gegenden Belgiens zu neuem Leben. Auch zu Jemeppe entstand ein kleiner Spiritistenzirkel. Antoine, der das Unglück hatte, seinen 20jährigen, einzigen Sohn zu verlieren, trat diesem Zirkel bei. Er hatte gehört, daß der Spiritismus den Ueberlebenden es ermögliche, mit den Toten die ihnen nahe gestanden, in enge Verbindung zu treten. Antoine wohnte mit seiner Gattin den Sitzungen fleißig bei, und eines Abends – O Wunder! – hörten sie die Stimme ihres verstorbenen Sohnes ihnen aus weiter Ferne mitteilen, daß seine Seele schon Ruhe gefunden habe – im Körper eines Apothekers von Paris! Die betrübten Eltern waren getröstet.
        Immer weiter drang Antoine in die Praktiken des Spiritismus ein; nach und nach gelang es ihm, eine Schar von gläubigem Volk zu gewinnen, dem er die Ueberzeugung eingeflößt hatte, er stehe in beständiger Verbindung mit der Geisterwelt. Von Zeit zu Zeit veröffentlichte er sogar – in Enzyklikaform – fremdartige Nachrichten aus den überirdischen Sphären.
        Später wurden die Geister bei Seite geschoben; Antoine stellte sich selbst als heilkundig hin und seine Kuren fanden besonders bei Frauen einen noch nie geahnten Anklang. Die ersten Klientinnen, bezaubert von dem geheimnisvollen Wesen Antoines, priesen ihn allenthalben als Heiligen und als Retter der Menschheit. Neugierige und Kranke strömten herbei, und es wurde von wunderbaren Heilungen gemunkelt. Seines Erfolges gewiß, sagte sich Antoine vom Spiritismus los, dessen Anhänge ihn übrigens in Acht und Bann erklärten. Von nun ab, betrieb er seine Kunst in eigenem Namen und aus eigenen Kräften. Das war gegen 1906.
        Antoine besaß nur eine elementare Bildung aber er kannte das Volk und seinen scheuen Respekt für die in Arzneifläschchen konzentrierte Heilkunst. Der Arzt muß „etwas verschreiben“. Die Flacons des belgischen Wunderdoktors enthielten klares Wasser, in welche er ein auf die verschiedenen Arten und Phasen der Krankheiten angepaßtes magnetisches Fluidum hineinzauberte. – Kam ein ahnungslose Fremder zu jener Zeit nach Jemeppe, so konnte er nicht begreifen, wie von allen Seiten Menschen mit kranken Gesichtszügen herbeiströmten mit Gefäßen und Eimern, Fläschchen und Flaschen, gefüllt mit Wasser – bereit zum Empfang des allheilbringenden Fluidums.
        Doch das Magnetisieren all dieser Gefäß wurde ein mühseliges Geschäft. Antoine Kunst mußte in ein neues Stadium eingehen. Er übertrug seine magnetische Kraft auf klein Papierschnitzel. Der Kranke erhielt einen solchen mit Wunderkraft geladenen Fetzen, tauchte denselben zu Hause in ein Glas Wasser, da sofort heilbringend wurde. – Aber auch die Papierschnitzel sollten bald werschwinden; da ganze Verfahren wurde vergeistigt, und es genügte fortan, daß Antoine die Hände auflegte um den Strom überzuleiten. Wer daran glaubt wurde geheilt.
        An gewissen Tagen mußte Antoine über fünfzig Personen in der Stunde die Hand auflegen so groß war sein Kundenkreis geworden. Die Jünger des Meisters trugen in einer kleinen Schrift die neue Lehre in alle Gauen und begeisterten die Menge.
        Daß trotzdem die große Kunst des Propheten bisweilen versagte geht aus folgenden zwei Kuren hervor, die in Belgien seiner Zeit Staub aufgewirbelt haben. Im Jahre 1907 warf ein gewisser Danges seine Frau in die hochgehende Maas, wo sie ertrank. Zwei Tage später stellt sich der Mörder bei Antoine ein und bat um Auskunft, was aus seiner verschwundenen Gattin geworden sei. Der Seher gibt schnell zur Antwort: „Zwei Tage nur, und Ihre Frau wird Ihnen schreiben.“ Es war ein unglücklicher Schnitzer, besonders da er vor Gericht und in den Zeitungen weitere Verbreitung fand. Ein ander Mal war ein Schwerkranker aus Condroz zu einer Sitzung des Heilkünstlers gekommen, und wurde entlassen mit der Versicherung bald geheilt zu sein. Etliche hundert Schritt weiter brach er in der Straße zusammen und blieb tot liegen. Man brachte den Leichnam zum Propheten, der sich vergebens bemühte sein belebendes Fluidum auf ihn einwirken zu lassen. Der Tote weigerte sich hartnäckig wie der lebendig zu werden.
        Auch über die wunderbare Tätigkeit seinen Jünger sind staunenerregende Mähren im Umlauf. Da ist der Fall jenes Bauern aus B. der, wie Antoine, an Magenbeschwerden litt und so gründlich geheilt wurde, daß er sich nur tottrinken kann. Ein Arbeiter aus N. hat ein inneres Leiden, er sitzt damit zu Hause und schreit nach Vorschrift jede Stunde, ununterbrochen zehn Minuten lang: Père Antoine, ich glaube, daß ich gesund werde? Daß der Mensch durch dieses Glaubensbekenntnis gesünder wird, ist einstweilen noch nicht erwiesen. Totsicher aber ist, daß er auf gutem Wege ist durch das ewige Gesundbeten alle Hausinsassen verrückt zu machen.
        Ein Adept, der nach langen, nebenberuflichen Irrfahrten im Hafen des Antoinismus gelandet ist, fungiert heute als antoinistischer Priester im Talar. Er soll erklärt haben: „Wenn es mir gestattet wäre, in die Irrenhäuser einzudringen und den Kranken die Hand aufzulegen, ich würde sie alle zur Vernunft bringen.“ Warum sollte die Regierung ein so einfaches und promptes Mittel unsre „Maison de santé“ zu säubern, nicht sofort versuchen?
        Spaß bei Seite. Wenn auch ein vermeintlicher Kranke einmal mit dem frohen Gefühl heim geht, wieder gesund zu sein, so dürfte ein derartiger „Médecin malgré lui” aus der andern Seite doch unendlich viel Böses stiften. Durch diese Kuren kann es wohl eintreffen, daß manch ein Kranker so lange vom ordentlichen Arzt zurück gehalten wird, bis es zu spät ist.
        Von allen Sünden gegen den gesunden Verstand, bewahre uns o Herr!
        Echternach, im Monat Februar 1924.
                                                                                          Grgr.

    Obermosel-Zeitung, 9. Februar 1924 (source : eluxemburgensia.lu)

     

        Il semble qu’il s’agit principalement d’une traduction de l’opuscule de Kervyn publié par le Journal de Bruxelles le 25 juin 1911 et 2 juillet 1911. Inutile d’en faire la traduction.
        D’après Wikipedia, l’Obermosel-Zeitung est de tendance libérale, ce qui ne saute ici pas aux yeux. Cet article donna l'occasion d'un droit de réponse d'un adepte.


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