• Das Antoinistentum (Obermosel-Zeitung, 26. Februar 1924)(eluxemburgensia.lu)

    Das Antoinistentum (Obermosel-Zeitung, 26. Februar 1924)(eluxemburgensia.lu)Das Antoinistentum.

        Ein Leser unserer Zeitung aus Bollendorf bittet uns zur Beantwortung der unter „Antoinismus“ am 24. Jan., 5. Febr.9. Febr. und 16. Febr. 1924, gebrachten Artikel, nachstehenden Auszug aus der Zeitung „La Meuse“ vom 10. Mai 1910, zur Aufnahme zu bringen.
        Unsere Leser haben schon oft von Antoine sprechen hören, dem Heiler von Jemeppe-sur-Meuse. Man weiß, daß er täglich 500 bis 1200 Kranke empfängt, d. h. mehr als in Lourdes – und, besser als in Lourdes, tausende und abertausende Personen erklären, durch ihn geheilt worden zu sein, und zwar von den schwersten und verschiedensten Krankheiten; vom Krebs, Lupus Exzema, Schwindsucht, Lähmung und Fallsucht. Man schreibt ihm aus dem Auslande, er erhält 200 Briefe pro Tag und Telegramme aus allen Weltteilen.
        Des Sonntags um 10 Uhr morgens, versammeln sich seine Anhänger im Tempel zu Jemeppe. Während Jahren bestieg Père Antoine selbst den Lehrstuhl und entwickelte seine moralischen Lehren. Er wurde stets mit einer in unseren Kirchen unbekannten Andacht angehört. Aber seit einigen Monaten zeigt sich Père Antoine nicht mehr im Tempel, und einer seiner eifrigsten Anhänger gibt Vorlesungen seiner Schriften, welche er in den letzten zwei Jahren ausgegeben hat, und welche in großer Zahl ausgefeilt wurden.
        Aber nachstehendes wird die Aufmerksamkeit des ganzen Landes über den Heiler von Jemeppe nach sie ziehen. Die Anhänger Antoine haben an den König und die Kammer eine Bittschrift eingereicht, in welcher sie bitten, durch Gesetz, die neue Religion, welche Antoine ins Leben gerufen hat, anzuerkennen, und welche „Antoinismus“ genannt wird.
        In vier Monaten, haben sie in der Provinz Lüttich 150 000, im Arrondissement Charleroi 30 000, in Brüssel 4000 und im Ausland 4000 Unterschriften gesammelt; sie hätten jedenfalls das Doppelte gesammelt, wenn sie den Rest der wallonischen Provinzen durchreist hätten. Diese Bewegung darf jedenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Seit langer Zeit hat der katholische Kultus die Gefahr erkannt, und ist gegen diese Religion, welche in Bildung ist sehr in Aufregung gebracht.
        Jeden Sonntag predigen die Pfarrer von Seraing und Umgegend gegen Antoine, und jeden Montag dieses Winters werden in einem Kloster unserer Stadt Konferenzen, speziell zur Bekämpfung der Lehren des Heilers von Jemeppe abgehalten.
        Wer ist nun dieser außergewöhnliche Mann, der in unserm Zeitalter und in unserem Lande des Zweifels, einen neuen Glauben gründet?
        Ein einfacher Arbeiter: Louis Antoine ist in Mons-Crotteux geboren und seine Anhänger besuchen mit Ehrfurcht das Haus, wo er das Licht der Welt erblickt hat. Sein Vater war Grubenarbeiter. Er selbst ist während zwei Jahren Grubenarbeiter gewesen, aber die Grubenluft wirkte erdrückend auf ihn und er hat vorgezogen, in einem Hüttenwerke zu arbeiten. Er ist in die Cockerillwerke als Zuschläger eingetreten, arbeitete 5 Jahre in den Pastor-Stahlwerken in Ruhrort, kam wieder während zwei Jahren ins Land, wurde Maschinist in den Werken Kessales, wurde wieder von den Pastor-Werken als Meister für die Stahlwerke in Praga bei Warschau angeworben, wo er 5 Jahre arbeitete, kommt wieder ins Land, wo er dann den Forges et Tôleries Liégeoises als Kassierer eingestellt wurde. Er heiratete im Jahre 1873, seine Gattin schenkte ihm einen Sohn, welcher im Jahre 1893 starb.
        Antoine hatte sich durch seine Arbeit und Sparsamkeit einiges Vermögen erspart und träumte für seinen Sohn große Zukunftspläne. Nach dem Tode seines Sohnes entschloß er sich, sein Leben und sein Vermögen der Heilung der Kranken und Linderung der physischen und moralischen Leiden zu widmen. Er verlief seine Arbeit und bei sich war er stets bereit, Kranke und solche, welche sich in Nöten befanden, zu unterstützen. Im Anfang empfing er etwa 100 Personen täglich jedoch das Echo seiner Heilungen verbreitete sich in solchem Maße, daß die Besuchermenge jeden Tag in bedeutendem Maße zunahm. Antoine lebt in vollständiger Uneigennützigkeit, er mag nie Geld oder was es noch sei von seinen Kranken. Er hatte sonst, wie noch heute in den anderen Kirchen und Tempeln Opferstöcke, wo die Kranken ihren Peterspfennig resp. Schärflein beitragen konnten, doch wurden diese freiwilligen Gaben stets zur Unterstützung der Armen von Jemeppe verwendet. Jedoch seit verschiedenen Jahren hat Antoine diese Spenden aufgehoben und sagt denjenigen, welche freiwillige Gaben machen wollen, diese selbst zu guten Werken zu gebrauchen. Er sammelt keine Schätze und lebt in stetem Bedürfnis. Nicht nur, daß er nichts annimmt, nein, er gibt noch den Kranken, welche arm sind, so hat er fast alles ausgegeben, was er erspart hat, kaum bleibt ihm das nötige zum Leben. Er lebt als Zugendausüber. Er ist Vegetarier, ißt weder Fleisch noch Eier, weder Butter noch Milch. Er empfängt seine Kranken morgens, nachmittags erholt er sich in seinem kleinen Garten und bereitet seine Lehre vor. Nie verläßt er sein Haus, welches sich neben dem Tempel befindet, den einer seiner Verehrer hat erbauen lassen, wo er mit seiner vortrefflichen Lebensgefährtin und zwei Waisen, die er aufgenommen und erzogen hat, lebt. In fünf Jahren hat er nur zweimal sein Haus verlassen: das erste mal um vor dem Zuchtpolizeigericht und das zweite mal um vor dem Appelhof wegen Vergehens gegen die Heilkunde zu erscheinen. Es ist hinreichend bekannt, daß er Freisprechung erhielt, und die Manifestationen, welche zu seinen Gunsten stattgefunden haben, find noch in jedermanns Erinnerung.
        Er ist ein Heiliger und so erklärt sich die vortreffliche moralische Influenz, welche er auf die ausübt, die zu ihm kommen und seine Lehren befolgen.
        Welches sind nun die philosophischen Doktrinen Antoines? An was glaubt er?
        Antoine war lange Zeit Katholik und zwar ein sehr eifriger. Er war immer unerklärlich; man erzählt von ihm, daß er in seiner Kindheit die Kinder beim Spiel verließ um in die Kirche zu gehen und zu beten. Antoine war spiritistisch und ist heute vielmehr Theosoph. Er glaubt an die Wiederauferstehung, er glaubt, daß jeder für seine irdischen Vergehen bestraft wird; jeder muß an seinem moralischen Fortschrift arbeiten, sich mehr und mehr von den irdischen Gütern trennen, um vollständiger Geist zu werden und sich so mehr und mehr Gott zu nähern.
        Aber Antoine erklärt seine philosophischen Ideen, seine Lehre ist vielmehr moralisch. Er predigt Uneigennützigkeit, Wohltätigkeit, sogar seine Feinde zu lieben. Als Heiler glaubt er, daß alle Leiden des Körpers von einer Unvollkommenheit der Seele herstammen und er pflegt und heilt die Seele der Kranken; er trägt nicht einmal nach dem Uebel, an weichem die Kranken leider.
        Man begreift sehr leicht die moralische und soziale Tragweite dieser Lehre. „La Meuse“ kann die Bewegung nur äußerst günstig begutachten, deren Fortschritt so große Ausdehnung genommen hat, und die Folgen können von sehr großer Tragweite sein.
        Wir haben uns heute begnügt, nur einigen über das Leben Antoine's zu bringen; jedoch können diejenigen unserer Leser, welche sich für Antoine interessieren, ihn am Montag in seinem Tempel sehen. Wir haben gesagt, daß Antoine sich nicht mehr Sonntags im Tempel zeigt, jedoch diejenigen Feiertage, die nicht auf einen Sonntag fallen. Der Heiler empfängt die Kranken nicht einzeln, er empfängt sie zusammen im Tempel und operiert auch die Kranken im Allgemeinen. Am Himmelfahrtstagen, 15 000 Mensen waren in und um den Tempel versammelt. Viermal mußte man die Kranken aus dem Tempel entfernen um den anderen den Zutritt zu gestatten. Viermal hat Antoine die Kanzel bestiegen und hat seine Operationen vorgenommen. Wunder von Heilungen haben stattgefunden, Gelähmte konnten gehen, Blinde sehen. Alle, welche diesen Sitzungen beiwohnten, werden dieselben nie vergessen.
        Dies der Auszug aus der Zeitung „La Meuse“.
        Kommentar: Auch hier im Luxemburger Land ist Antoine am Werke. Er ist immer bereit, jeden Kranken zu helfen, keine Stunde ist ihm zu spät und kein Weg zu weit, wenn es heißt, den Kranken die Gesundheit zurückzugeben. Niemand hat bis jetzt vollbracht, was er gemacht hat. Jedoch, um den Verleumdungen, die ihm entgegengebracht werden, entgegenzutreten, sei gesagt: „Noch nie hat er ein Honorar verlangt.“ So kann die Behauptung, daß er in Steinheim für eine Heilung 20 Franken verlangt habe, nur als Lüge betrachtet werden, da ich durch sicherste Quelle weiß, daß Antoine noch nie zu einem Kranken nach Steinheim gerufen war. Wenn er in einer Kutsche von Biwer nach Grevenmacher gefahren wird, so darf dies weder als Bezahlung angesehen werden, da es dem Besitzer eine Ehre war, dies zu tun. Der Antoinismus und seine Heilungen sind nicht im Abflauen begriffen, sondern verbreitet sich mehr und mehr und kann sich hier des Zuwachses einer täglich bis zu 100 zählenden Besucherschar erfreuen, die im guten Glauben an Antoine Heilung bei ihm sucht und findet. Wenn auch, wie geschrieben wurde, verschiedene Fälle festgestellt wurden, bei denen eine Heilung nicht eintrat, so kann man nur mit den Worten Antoine's rufen: „Ohne Glaube keine Heilung.“
                                                                          Ein Antoinist für viele!

    Obermosel-Zeitung, 26. Februar 1924 (source : eluxemburgensia.lu)

     

    Traduction :

    L'antoinisme.

        Un lecteur de notre journal de Bollendorf nous demande d'inclure l'extrait suivant du journal "La Meuse" du 10 mai 1910, en réponse aux articles publiés sous "Antoinisme" les 24 janvier, 5 février9 février et 16 février 1924.
        [...]
        Voici pour l'extrait du journal "La Meuse".
        Commentaire : Antoine est aussi à l'œuvre ici dans la campagne luxembourgeoise. Il est toujours prêt à aider n'importe quel malade, aucune heure n'est trop tardive pour lui et aucun chemin n'est trop long quand il s'agit de rendre la santé aux malades. Personne n'a encore accompli ce qu'il a fait. Cependant, pour contrer les calomnies dont il fait l'objet, qu'il soit dit que "jamais il n'a fait payer de frais". Ainsi, l'affirmation selon laquelle il demandait 20 francs pour une cure à Steinheim ne peut être considérée que comme un mensonge, puisque je sais par la source la plus sûre qu'Antoine n'a jamais été appelé à Steinheim pour voir un malade. S'il est conduit dans une voiture de Biwer à Grevenmacher, cela ne doit pas non plus être considéré comme un paiement, car c'était un honneur pour le propriétaire de le faire. L'antoinisme et ses remèdes ne sont pas en voie de disparition, mais se répandent de plus en plus, et peuvent jouir ici de l'accroissement d'une foule de visiteurs, dont le nombre peut atteindre 100 par jour, qui, en toute bonne foi en Antoine, cherchent et trouvent des remèdes auprès de lui. Même si, comme on l'a écrit, on a constaté divers cas où la guérison ne s'est pas produite, on ne peut que s'écrier avec les mots d'Antoine : "Pas de foi, pas de guérison."
                                                                          Un Antoiniste pour plusieurs !

    Obermosel-Zeitung, 26 février 1924


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